Montag, 5. November 2007

Russisches Prüfungsverhalten und ein Stückchen Heimat...

Indem wir in der letzten Woche zwei Fächer abschlossen haben, hier zu Beginn ein kleiner Auszug aus den Erlebnissen dazu:
  • Logistik:

In Logstik bekamen wir einen Case vorgelegt, bei dem es hieß wir hätten nun ca. 20 min für den ersten Teil Zeit, danach bekämen wir die nächsten Fragen; ohne zu wissen dass dies die Klausur war begannen wir zu schreiben und tratschen; am Ende meinte die Lektorin wir sollen jetzt bitte abgeben, aber die, die noch net fertig sind, können die Fragen gern mit nach Hause nehmen und sie dann später mal abgeben; Für all jene die heut net da sind, schickt sie die Fragen per E-Mail an eine gemeinsame Adresse -> ja ... mehr gibts da wohl nimma dazu zu sagen ...

Die Abschlusspräsentation in Logistik zum Thema "Vorstellen der Supply-Chain einer ausgewählten Firma" verlief dann ähnlich: die Gruppen präsentieren abwechseln; bei den russischen Kollegen ist es wie meist eher ne Leseübung da sie den Text einfach von großen A4 Zetteln runterlesen; die Professorin telefoniert nebenbei und es würd nicht mal auffallen wenn man statt Englisch plötzlich Chinesisch reden würde weil ohnehin keiner aufpasst ... das wir seitens der FH zu gut erzogen worden sind und uns echt die Mühe gemacht haben eine Präsentation zu erstellen, wollen wir euch hier nicht vorenthalten, denn diese Naivität kostete sogar uns ein Schmunzeln - welches Pferd uns da geritten hat wissen wir selbst nicht mehr ... - wobei vielleicht noch anzumerken ist, dass einige klügere Faulpelze doch Probleme bekamen, da sich scheinbar jeder für die erstbeste bei Google findbare Präsenation interessiert hatte und so zwei Gruppen mit haargenau der gleichen Präsi auftauchten *G* ... jaja the first is not always the best ...

  • National Economy

Mittwoch war die nächste Klausur; indem wir schon in der Vorlesung oft nicht wussten wovon der Lektor immer so sprach (wobei man sagen muss, dass rückblickend betrachtet zwischen dem vielen Wirr-Warr doch auch guter Input war - man muss ihn nur suchen!!) war es uns ein Rätsel was wir denn überhaupt lernen sollten ...
Gut erzogen wie wir sind konnten wir aber ohne jegliche Vorbereitung natürlich a net erscheinen ... und so gingen manche erst mal Stifte kaufen - schließlich könnte es ja sein dass man etwas zeichnen oder einfach nur schreiben müsste *g*

Um gute Plätze zu bekommen, beeilten wir uns am Morgen um pünktlich zu sein. Wiedermal lagen wir mit der Taktik total daneben. Der Lektor selbst schaffte es wieder seine üblichen 20min zu spät zu kommen und was die Studenten anbelangt - naja die übertreffen ihn ja sowieso immer - gehört irgendwie zum guten Ton einfach zu spät zu kommen;

Bevor er dann noch in die letzte Runde des Vortragens vor der Klausur ging, zeigte er die Liste mit den bisher gesammelten Punkten in dem Kurs; lt. Liste war die Hälfte aller Teilnehmer negativ, aber bei voller Punkteanzahl bei der Klausur könnten es 3/4 der Gruppe schaffen, den Kurs aufs erste Mal positiv abzuschließen. Bei vielen war die niedrige Punkteanzahl auf deren beständiges Fehlen zurückzuführen - was auch richtig augenscheinlich wurde, denn am Tag der Klausur waren unzählige - zu vor nie gesichtete - Menschen plötzlich in dem sonst so spärlich besuchten Kurs; Beim Schreiben der Klausur gings dann zu, des war a Wahnsinn - nun verstehn wir auch warum sich Russen nach wie vor als wahnsinnig kollektiv wahrnehmen!

Zusammenfassend die wichtigsten Vorbereitungen und Verhaltensregeln für eine Prüfungssituation à la russe:
  1. Erkundigen wann die letzte Vorlesungsstunde stattfindet
  2. Handy aufladen, sichergehen dass man genügend Guthaben hat und den PinCode weiß sollte man es jemals ausgeschaltet haben
  3. Durchstöbern der online Datenbank in der alle Test und dazugehörige Hilfszettelchen zum Ausdruck bereitstehen (leider nur für russische IBS-Studenten) - drucken!
  4. Mit dem richtigen Styling zu spät erscheinen - zeigt dass man wichtig ist und erklärt den Drang zum Handy etwas besser
  5. 5 Leute in eine Bank für 3 platzieren
  6. einfach mal den Nachbar anrufen und fragen was der so schreibt bzw. die eigenen Antworten einspeichern und eine Rundsendung per SMS an alle Klausurgenossen
  7. Haare richten und Zettel abgeben ;-)

So weit zu den bisherigen Prüfungen ....

Am Freitag gabs zur Aufheiterung Besuch von daheim! Herr Zehetner (Andreas) war an der Plekhanov - nach dem ersten Treffen am Nachmittag (bzgl. Forschungsarbeit, Bakk-Arbeiten, Praktika,...), trafen wir uns am Abend erneut und ab gings ins MyMy um etwas russische Küche zu probiern. Gestärkt traten wir den Weg ins Heim an, wo wir uns gemütlich im "Common Room" versammelten um russische Stärke (Sport ist Mord - Wodka ist Stärke sagte einst einer der Securities bei unsrem Heim zu uns) und österreichische Süßigkeiten (danke für die Mozartkugeln Andreas!) zu genießen bevors dann später in den Klub ging;
Viel getanzt, gelacht und eine weitere Facette des russischen Nachtlebens entdeckt, machten sich die letzten von uns gegen 6h Früh wieder auf den Heimweg um daheim noch ordentlich zu frühstücken - nach 14 Eiern gings dann aber doch für alle ins Bett ;-)

Am Samstag hieß es um 12h wieder auf - unser Paket mit den Wintersachen ist vor ca. 2 Wochen angekommen und bei den derzeitigen Temperaturen war der Wunsch diese endlich in den Armen zu halten auch schon sehr groß. Also quälten wir uns auf und trafen den Mann der Mutter unsrer ehemaligen Russ.-Prof. Elena (FH-Steyr). Der hatte die 20kg(!) gut verwahrt in seiner Wohnung und überschüttete uns mit Gastfreundschaft (Lachs, Brötchen, Kuchen, Obst, Schokolade, den besten Tee den wir hier in Russland bisher genossen haben,...) Leider waren wir doch noch sehr geschwächt vom letzten Abend weshalb wir nicht besonders gesprächig waren und sich auch unser Russisch net von der besten Seite zeigte - wir hoffen da keinen schlechten Eindruck hinterlassen zu haben :-(

Nachdem wir dann den restlichen Tag schliefen und auch die Nacht ruhig zuhaus verbrachten, gings am Sonntag auf einen Ausflug zum Neujungfrauenkloster - ein 1514 von Zar Wasili III. (Vater von Iwan dem Schrecklichen) zu Ehren der Eroberung von Smolensk von den Litauern gegründetes Kloster, das zu einem Ring von Wehrklostern um Moskau gehörte. Im 17Jh. wurde die Klosteranlage durch die intrigante Halbschwester Sofia des späteren Zaren Peter des Großen, die das Kloster als zweite Residenz nutzte, erweitert. Später musste sie -sowie andere Frauen die Iwan zu mächtig geworden waren - ganz hier bleiben ;-) Bei Sofia war es Verbannung da sie versucht hatte ihn zu stürzen ("that is where women are supposed to be" würde da ein Dänischer Kollege zu dieser Situation sagen). Das Kloster profitierte daher von den Reichtümern die sich dank dieser Damen ansammelte. Der seltsame Name soll daher rühren, dass es früher in der Nähe einen Markt gegeben haben soll, wo die Tataren frisch geraubte Jungfrauen für die Moskauer Hareme hinbrachten. Nach anderen Quellen soll es genau umgekehrt gewesen sein. Während der tatarischen Besatzung sollen sich die Mongolen auf dem nahen Djewitschje Polje ("Jungfrauenfeld"), junge Russinnen als Tribut ausgesucht haben.

Und heute - ja heut stand Erholen am Programm - indem gestern (4.11) ein Feiertag anlässlich der Oktoberrevolution anno dazumal gewesen wär, dieser aber auf einem Wochenende fiel wurde der einfach heut nachgholt - so wie alle Feiertage die irrtümlich auf ein Wochenende fallen -> des is mal eine Idee - sollten wir in Österreich auch einführen?!

schönen Abend noch daheim,

betty und gabi

1 Kommentar:

hannes hat gesagt…

schummeln bis der notarzt kommt...also wenn ich das naechste mal sage, dass sind ja zustaende wie in russland lueg ich nicht mal ;-)